Was ist ein Aktienkurs? Eine grundlegende Definition

Der Aktienkurs (auch Aktienpreis genannt) ist der aktuelle Preis, zu dem eine einzelne Aktie eines Unternehmens an der Börse gehandelt wird. Er repräsentiert den Wert, den der Markt, also die Gesamtheit aller Käufer und Verkäufer, diesem Anteilsschein im Moment beimisst. Im Gegensatz zu festen Preisen für Konsumgüter wird der Aktienkurs nicht vom Unternehmen selbst festgelegt, sondern entsteht durch den Handel auf dem sogenannten Primär- und Sekundärmarkt. Während der Primärmarkt für die Erstausgabe von Aktien (IPO) zuständig ist, findet der tägliche Handel, der den Kurs bestimmt, am Sekundärmarkt statt.

Der Preis ist dabei ein Spiegelbild der Erwartungen der Anleger. Er reflektiert die Summe aller Informationen, Meinungen, Hoffnungen und Ängste, die in den Markt einfließen. Ein hoher Aktienkurs deutet auf eine positive Einschätzung der Zukunftsaussichten des Unternehmens hin, während ein niedriger Kurs das Gegenteil signalisiert.


 

Wie wird der Aktienkurs ermittelt? So funktioniert das Orderbuch

 

Die Ermittlung des Aktienkurses ist ein kontinuierlicher Prozess, der auf dem grundlegenden Prinzip von Angebot und Nachfrage beruht. An der Börse treffen Kauf- und Verkaufsaufträge von Tausenden von Anlegern aufeinander. Diese werden in einem elektronischen System, dem Orderbuch, erfasst.

Das Orderbuch ist im Wesentlichen eine Echtzeit-Liste aller Kauf- und Verkaufsaufträge für eine bestimmte Aktie. Es besteht aus zwei Hälften:

  • Der Geldkurs-Bereich (Bid): Hier werden alle Kaufaufträge gelistet, sortiert nach dem höchsten Preis. Er zeigt, wie viel die Käufer maximal bereit sind, für eine Aktie zu zahlen.

  • Der Briefkurs-Bereich (Ask): Hier werden alle Verkaufsaufträge gelistet, sortiert nach dem niedrigsten Preis. Er zeigt, zu welchem Preis die Verkäufer ihre Aktien mindestens abgeben wollen.

Jeder Auftrag im Orderbuch ist ein sogenannter Limit Order, bei dem der Anleger einen bestimmten Preis festlegt. Der Aktienkurs entsteht, wenn sich ein Kauf- und ein Verkaufsauftrag treffen. Das Matching von Kauf- und Verkaufsorders geschieht immer dort, wo der höchste Geldkurs und der niedrigste Briefkurs zusammentreffen. Hier findet die Transaktion zum besten verfügbaren Preis statt. Während die Übereinstimmung der Preise der entscheidende Faktor ist, führt ein hohes Volumen (Umsatz) an einem bestimmten Preispunkt zu einem stabileren Handelsniveau. Ein massives Überangebot oder eine hohe Nachfrage können dieses Gleichgewicht jedoch schnell aushebeln.

Der Handel findet statt, wenn ein Kaufauftrag (Geldkurs) und ein Verkaufsauftrag (Briefkurs) zu einem übereinstimmenden Preis zusammentreffen. Der Preis des letzten erfolgreichen Handels ist der offizielle Aktienkurs. Wenn beispielsweise ein Anleger eine Aktie für 50 € kaufen möchte, aber der günstigste Verkäufer nur für 50,10 € verkauft, kommt es zu keinem Handel. Erst wenn jemand bereit ist, 50,10 € zu zahlen oder ein Verkäufer sein Angebot auf 50 € senkt, wird ein Handel ausgeführt.

 

Ein Anleger, der sofort kaufen oder verkaufen will, nutzt einen Market Order. Dieser Auftrag wird zum besten aktuell verfügbaren Preis im Orderbuch ausgeführt.

Geldkurs (Bid) - KAUFEN Briefkurs (Ask) - VERKAUFEN
Preis (€) Volumen (Stück) Preis (€) Volumen (Stück)
50,20 250 50,30 100
50,15 500 50,40 300
50,10 1000 50,50 200

Der aktuelle Aktienkurs wäre in diesem Moment 50,25 € (oder ein Preis zwischen 50,20 € und 50,30 €), da dies der Bereich ist, in dem Kauf- und Verkaufsinteressen am nächsten beieinander liegen. Wenn ein Käufer nun eine Market Order für 150 Stück ausführt, wird diese sofort mit den 100 günstigsten Verkaufsaufträgen zu 50,30 € und den ersten 50 zu 50,40 € gematcht. Der neue letzte Handelspreis wäre 50,40 €.

Wie es genau zu Kurssprüngen und Kursverfällen kommt

 

Ein Kurssprung oder ein Kursverfall ist die direkte Folge einer plötzlichen, massiven Unwucht zwischen Angebot und Nachfrage. Der Kurs bewegt sich nicht linear, sondern springt von einem Preislevel zum nächsten, da Market Orders ganze Blöcke von Limit Orders im Orderbuch aufbrauchen.

 

Der Kurssprung (Gap Up) 🚀

 

Ein Kurssprung nach oben tritt ein, wenn plötzlich eine überwältigende Anzahl an Kaufaufträgen auf ein begrenztes Angebot trifft. Dies geschieht oft nach sehr positiven Nachrichten, die vor der Handelseröffnung veröffentlicht wurden, wie z. B. eine unerwartete Übernahme, bahnbrechende Patent-Neuigkeiten oder sensationelle Quartalszahlen.

  • Der Ablauf: Eine Flut von Market Buy Orders strömt in den Markt. Diese Aufträge sind darauf ausgelegt, zu jedem Preis zu kaufen. Sie "fressen" sich durch das Orderbuch. Zuerst kaufen sie die Aktien der Verkäufer, die zum Preis von 50,30 € verkaufen wollen, dann die, die bei 50,40 € anbieten, und so weiter. Wenn das Kaufinteresse groß genug ist, kann der Preis innerhalb von Sekunden von 50,25 € auf 51,50 € oder sogar noch höher springen, da die Käufer bereit sind, immer höhere Preise zu zahlen, um ihre Order auszuführen. Das Resultat ist eine Lücke (Gap) im Chartverlauf.

 

Der Kursverfall (Gap Down oder Crash) 📉

 

Ein Kursverfall ist die spiegelbildliche Situation. Er tritt ein, wenn eine große Anzahl an Verkaufsaufträgen auf eine mangelhafte Nachfrage trifft. Dies wird oft durch sehr negative Nachrichten ausgelöst, wie z.B. eine Gewinnwarnung, ein Rückruf von Produkten, ein juristischer Skandal oder ein überraschender Rücktritt des CEOs.

  • Der Ablauf: Tausende Anleger wollen ihre Aktien verkaufen und senden Market Sell Orders. Diese Aufträge suchen nach dem besten verfügbaren Kaufpreis. Sie bedienen sich bei den Käufern, die bei 50,20 € im Orderbuch stehen, dann bei denen bei 50,10 € und dann bei noch tieferen Preisen. Wenn die Verkaufsflut zu groß ist und es nicht genügend Kauf-Limit-Orders gibt, stürzt der Kurs ab. Automatische Verkaufsaufträge wie Stop-Loss-Orders verstärken diesen Effekt, da sie bei Erreichen einer bestimmten Kursschwelle ebenfalls in Market Sell Orders umgewandelt werden und so den Abwärtstrend beschleunigen.


 

Je größer die Nachfrage (Kaufinteresse) im Verhältnis zum Angebot (Verkaufsinteresse) ist, desto höher steigt der Kurs. Umgekehrt, wenn es mehr Verkäufer als Käufer gibt, fällt der Kurs.

Je größer die Nachfrage (Kaufinteresse) im Verhältnis zum Angebot (Verkaufsinteresse) ist, desto höher steigt der Kurs. Umgekehrt, wenn es mehr Verkäufer als Käufer gibt, fällt der Kurs.

Warum steigen und fallen Aktienpreise und Futurepreise an der Börse?

 

Das Steigen und Fallen von Preisen ist das Herzstück des Börsenhandels und wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst, die sich in zwei Hauptkategorien einteilen lassen: fundamentale Faktoren und psychologische bzw. technische Faktoren.

1. Fundamentale Faktoren:

Diese Faktoren beziehen sich auf die tatsächliche Wertentwicklung und die Erwartungen an ein Unternehmen oder die gesamte Wirtschaft.

  • Unternehmensnachrichten: Positive Nachrichten wie unerwartet gute Quartalsergebnisse, der Gewinn eines Großauftrags, die Einführung eines revolutionären neuen Produkts oder die Ankündigung einer höheren Dividende können die Nachfrage nach einer Aktie massiv steigern. Umgekehrt führen Gewinnwarnungen, Skandale oder das Scheitern eines Produkts oft zu einem starken Kursverfall.

  • Wirtschaftliche Daten: Makroökonomische Entwicklungen wie Zinsentscheidungen der Zentralbanken (höhere Zinsen machen Aktien weniger attraktiv im Vergleich zu Anleihen), die Inflationsrate, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und Arbeitsmarktdaten beeinflussen die gesamte Marktstimmung. Eine starke Wirtschaftslage führt in der Regel zu steigenden Kursen, während Rezessionsängste die Kurse fallen lassen.

  • Branchen- und Technologietrends: Wenn eine Branche boomt (z. B. Künstliche Intelligenz oder erneuerbare Energien), profitieren oft alle Unternehmen dieser Branche. Technologischer Fortschritt kann ein Unternehmen an die Spitze katapultieren und seine Aktienkurse explodieren lassen.

2. Psychologische und Technische Faktoren:

Diese Faktoren spiegeln die menschliche Natur und das Handelsverhalten der Anleger wider.

  • Anlegerstimmung: Emotionen wie Gier und Angst spielen eine zentrale Rolle. In Phasen der Euphorie (Gier) kaufen Anleger oft Aktien, ohne die Fundamentaldaten genau zu prüfen, was Spekulationsblasen entstehen lassen kann. Panikverkäufe (Angst) können bei negativen Nachrichten oder Gerüchten zu einem schnellen, starken Kursrückgang führen. Das Phänomen der „Herde“ – Anleger folgen einfach dem, was andere tun – verstärkt diese Bewegungen.

  • Technische Analyse: Viele Händler nutzen die technische Analyse, indem sie historische Kursdaten und Handelsvolumina analysieren, um Trends und Muster zu erkennen. Wenn ein wichtiger technischer Widerstand oder eine Unterstützungslinie durchbrochen wird, kann dies Kauf- oder Verkaufsentscheidungen auslösen und den Trend verstärken.

Was ist der Unterschied bei Futurepreisen?

 

Futures (Terminkontrakte) sind Finanzderivate. Ihr Preis basiert nicht auf einem Unternehmen, sondern auf einem Basiswert, der in der Zukunft gehandelt wird, wie beispielsweise Rohstoffe (Öl, Gold), Währungen oder Aktienindizes.

Der Futurepreis ist der Preis, zu dem Käufer und Verkäufer sich heute darauf einigen, den Basiswert an einem bestimmten zukünftigen Datum zu handeln. Dieser Preis wird von den gleichen Prinzipien von Angebot und Nachfrage angetrieben, jedoch mit einem entscheidenden Unterschied: Der Futurepreis beinhaltet auch die Erwartung der zukünftigen Entwicklung des Basiswerts, die Lagerkosten, Zinsen und die Zeit bis zum Verfall des Kontrakts. Spekulation spielt hier eine noch größere Rolle als bei Aktien.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl Aktien- als auch Futures-Preise von der grundlegenden Dynamik zwischen Angebot und Nachfrage angetrieben werden. Während Aktienkurse eng an die wirtschaftliche Leistung eines Unternehmens gekoppelt sind, spiegeln Futurespreise vor allem die Erwartungen über die zukünftige Entwicklung eines Basiswerts wider. Beide sind lebendige Indikatoren, die die ständige Neubewertung der Zukunft durch den Markt abbilden.