Futures vs. CFDs: Wo Trader handeln sollten – Ein umfassender Vergleich
Für aktive Trader bieten sowohl Futures (Terminkontrakte) als auch Contracts for Difference (CFDs) mächtige Werkzeuge, um mit Hebelwirkung von Kursbewegungen zu profitieren. Doch trotz oberflächlicher Ähnlichkeiten unterscheiden sich diese Derivate grundlegend in ihrer Struktur, Handhabung, Kostenstruktur und der Rolle der involvierten Broker. Die Entscheidung, ob man Futures bei einem Futures-Broker oder CFDs bei einem CFD-Broker handelt, ist entscheidend für den Trading-Erfolg und das Risikomanagement. Dieser Artikel beleuchtet die Unterschiede detailliert, hilft bei der Abwägung und klärt Fragen zur Solvenz von Brokern.
Die grundlegende Unterscheidung: Börse vs. OTC
Der fundamentalste Unterschied zwischen Futures und CFDs liegt im Handelsplatz und der Konstruktion des Kontraktes:
-
Futures: Werden an regulierten Terminbörsen gehandelt (z.B. Eurex, CME, ICE). Sie sind standardisierte, zentral geclearte Produkte, bei denen eine unabhängige Clearingstelle die Erfüllung der Kontrakte für beide Parteien garantiert. Der Broker agiert hier lediglich als Vermittler zum Börsenplatz. Die Preise sind transparent und werden durch Angebot und Nachfrage aller Marktteilnehmer an der Börse gebildet.
-
CFDs: Sind Over-the-Counter (OTC)-Produkte, die direkt zwischen dem Trader und dem CFD-Broker abgeschlossen werden. Der Broker ist hier der Market Maker und die direkte Gegenpartei des Traders. Es gibt keine zentrale Börse, die die Preise stellt oder die Trades verrechnet. Die Kurse werden vom Broker selbst gestellt.
Diese unterschiedliche Konstruktion hat weitreichende Auswirkungen auf nahezu jeden Aspekt des Tradings.
Vergleich der Instrumente: Futures vs. CFDs
Merkmal | Futures | CFDs |
---|---|---|
Handelsplatz | Terminbörsen (z.B. Eurex, CME) | Over-the-Counter (OTC) – direkter Handel mit dem Broker |
Standardisierung | Hoch standardisiert: Feste Kontraktgröße, Fälligkeit, Qualität. | Nicht standardisiert: Broker bestimmt Konditionen, Hebel, minimale Ordergröße. |
Kontraktgröße Stückelung | Reguläre Kontrakte sind groß und nicht weiter stückelbar (z.B. 1 DAX Future = 25 € pro Punkt). Es gibt aber Mini- und Micro-Futures mit kleineren, ebenfalls festen Multiplikatoren (z.B. 1 Micro-DAX Future = 1 € pro Punkt). | Sehr flexibel, oft Mikro-CFDs (z.B. 0,1 oder 0,01 € pro Punkt DAX) die in Mini- und Mikro-Lots stückelbar sind. Ermöglicht präzise und risikoärmere Positionsgrößen auch mit kleinerem Kapital. |
Hebel | Variiert, geringere Initial Margin als der volle Kontraktwert, aber oft höhere absolute Beträge als bei CFDs. | Relativ hoch für private Trader (EU-reguliert bis 1:30 Forex, 1:5 Aktien). Ermöglicht hohen Hebel bei geringem absolutem Kapitaleinsatz. |
Fälligkeit | Festes Fälligkeitsdatum: Kontrakte laufen aus, müssen gerollt oder glattgestellt werden. | Kein festes Fälligkeitsdatum: Können theoretisch unbegrenzt gehalten werden (Overnight-Gebühren beachten). |
Kosten /Margin | Transparente Brokerprovision pro Kontrakt, Slippage, enge Spreads durch hohe Börsenliquidität. Rollover-Kosten bei Fälligkeit. Die Margin-Anforderungen (Initial und Maintenance) für Mini- und Micro-Futures sind oft günstiger im Tageshandel als die initialen Margin-Anforderungen für vergleichbare CFD-Kontrakte, selbst unter Berücksichtigung der Overnight-Margin-Anforderungen für Futures. | Spread (vom Broker gestellt), Overnight-Finanzierungskosten (Swaps) bei Halten über Nacht, ggf. Kommissionen. Die initiale Margin für CFD-Kontrakte (auch Mikro-Lots) ist zwar geringer als bei regulären Futures, kann aber höher sein als die Intraday-Margin für Mini- oder Micro-Futures. |
Gegenpartei | Zentrale Clearingstelle (reduziert Gegenparteirisiko). | Der Broker selbst (potenzieller Interessenkonflikt). |
Transparenz | Hoch: Direkter Zugang zu Börsenkursen und Orderbuch. | Mäßig: Kurse werden vom Broker gestellt; kein Einblick in ein zentrales Orderbuch. |
Basiswerte | Eine breite Palette an Rohstoffen, Indizes, Währungen, Anleihen. | Sehr breite Palette, inklusive Einzelaktien, Indizes, Forex, Rohstoffe, Krypto. |
Nachschusspflicht | Kann je nach Broker und Jurisdiktion bestehen (aber auch hier mit Negativsaldoschutz möglich). | Für private Trader in der EU weitgehend abgeschafft (Negativsaldo-Schutz). |
Die Rolle des Brokers: Futures-Broker vs. CFD-Broker
Die Wahl des Brokers ist bei Futures und CFDs von grundlegender Bedeutung und spiegelt die unterschiedliche Konstruktion der Instrumente wider.
Futures-Broker:
-
Vermittler zum Markt: Ein Futures-Broker stellt Ihnen den Zugang zu den Terminbörsen zur Verfügung. Er ist nicht Ihre Gegenpartei, sondern leitet Ihre Order an die Börse weiter.
-
Kommissionsbasiert: Futures-Broker verdienen primär an Kommissionen pro gehandeltem Kontrakt. Ihr Interesse liegt darin, dass Sie viel handeln und dafür die Plattform nutzen. Sie profitieren nicht direkt von Ihren Verlusten.
-
Transparenz: Die Kursstellung ist objektiv, da sie von der Börse kommt. Der Broker hat keinen Einfluss darauf.
-
Regulierung: Futures-Broker unterliegen in der Regel strengen Finanzmarktregulierungen (z.B. durch die CFTC und NFA in den USA, oder nationale Behörden in Europa), die den direkten Börsenzugang und die Kapitalanforderungen an den Broker regeln.
-
Kapitalanforderungen: Aufgrund der (auch bei Mini- und Micro-Futures) tendenziell höheren Margin-Anforderungen im Vergleich zu CFDs sind die Mindesteinlagen oft höher.
CFD-Broker:
-
Market Maker & Gegenpartei: Wie bereits erwähnt, ist der CFD-Broker Ihre direkte Gegenpartei. Er stellt die Kurse, gegen die Sie handeln.
-
Interessenkonflikt: Da der Broker die Gegenpartei ist, ist Ihr Gewinn sein Verlust und umgekehrt. Dies schafft einen inhärenten Interessenkonflikt. Die Tatsache, dass ein Großteil der privaten Trader Verluste macht, ist ein zentraler Bestandteil des Geschäftsmodells vieler CFD-Broker (oft als "B-Book"-Modell bezeichnet).
-
Einnahmequellen: CFD-Broker verdienen hauptsächlich am Spread (der Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs), den sie selbst festlegen, sowie an den Overnight-Finanzierungskosten (Swaps), wenn Positionen über Nacht gehalten werden. Gelegentlich fallen auch Kommissionen an.
-
Regulierung: Auch CFD-Broker unterliegen in der EU strengen Regulierungen (z.B. ESMA-Vorschriften, BaFin in Deutschland), die den Negativsaldoschutz, Hebelbegrenzungen und die Offenlegung von Risikostatistiken vorschreiben. Diese Maßnahmen sollen den Anlegerschutz verbessern.
-
Einstiegshürden: CFD-Konten können oft mit sehr kleinen Einlagen eröffnet werden, was den Einstieg erleichtert, auch wenn die Initial Margin pro Kontrakt (selbst bei Mikro-Lots) im Intraday-Vergleich teurer sein kann als bei Mikro-Futures.
Sind CFD-Broker solvent genug? Ein Blick auf Sicherheit und Vertrauen
Die Frage nach der Solvenz und Sicherheit von CFD-Brokern ist absolut berechtigt, insbesondere aufgrund ihrer Market-Maker-Rolle.
-
Regulierung ist der Schlüssel: Ein seriöser CFD-Broker muss von einer anerkannten Finanzaufsichtsbehörde lizenziert und reguliert sein (z.B. BaFin in Deutschland, FCA in Großbritannien, CySEC in Zypern). Diese Regulierung beinhaltet strenge Kapitalanforderungen an den Broker selbst, um seine Solvenz zu gewährleisten.
-
Kundengeldtrennung (Segregation of Funds): Regulierte Broker sind verpflichtet, die Kundengelder getrennt vom eigenen Betriebsvermögen auf speziellen Treuhandkonten zu verwahren. Dies schützt die Kundengelder im Falle einer Insolvenz des Brokers.
-
Einlagensicherung: Viele Broker unterliegen nationalen Einlagensicherungssystemen (z.B. die gesetzliche Einlagensicherung in Deutschland bis zu 100.000 € pro Kunde), die das Kundenguthaben bis zu einer bestimmten Summe absichern, sollte der Broker insolvent werden. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass dies vor der Broker-Insolvenz schützt, nicht vor Handelsverlusten.
-
Langjährige Präsenz großer CFD-Broker: Es gibt zahlreiche CFD-Broker, die seit vielen Jahren oder sogar Jahrzehnten erfolgreich am Markt agieren und sich unter strenger Regulierung einen Namen gemacht haben. Beispiele hierfür sind:
-
IG Group: Einer der größten und ältesten CFD-Broker weltweit, gegründet 1974, mit Lizenzen in zahlreichen Jurisdiktionen.
-
CMC Markets: Ebenfalls ein etablierter Broker mit langer Historie (seit 1989) und starker Regulierung.
-
eToro, Plus500, Admiral Markets: Weitere bekannte Namen, die ebenfalls eine langjährige Präsenz und entsprechende Lizenzen aufweisen. Diese Beispiele zeigen, dass ein CFD-Broker mit einem soliden Geschäftsmodell und strikter Regulierung durchaus solvent und vertrauenswürdig sein kann.
-
Fazit zur Solvenz: Ja, regulierte CFD-Broker mit langjähriger Marktpräsenz sind in der Regel solvent und bieten durch Kundengeldtrennung und Einlagensicherung eine Basissicherheit für das hinterlegte Kapital. Das inhärente Marktrisiko des CFD-Handels und das Gegenparteirisiko durch das Market-Making-Modell bleiben jedoch bestehen und müssen vom Trader durch ein aktives Risikomanagement gesteuert werden.
Futures vs. CFDs: Wo Trader handeln sollten – Eine Empfehlung
Die Frage, welches Instrument und welcher Broker der "bessere" ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es hängt stark von Ihrem Trading-Stil, Ihrem Kapital, Ihrer Risikobereitschaft und Ihren Zielen ab:
-
Wählen Sie Futures, wenn...
-
...Sie über höheres Startkapital verfügen und die höheren absoluten Kontraktwerte und Margin-Anforderungen tragen können.
-
...Ihnen höchste Transparenz (direkter Börsenzugang, Orderbuch) und ein geringeres Gegenparteirisiko durch eine zentrale Clearingstelle wichtig sind.
-
...Sie bevorzugt Indizes oder Rohstoffe handeln und die klaren, standardisierten Kontrakte schätzen.
-
...Sie die oft günstigeren Daytrading-Margins für Mini- und Micro-Futures sowie die engeren Spreads schätzen.
-
...Sie über das nötige Know-how verfügen, um Rollover-Prozesse und Fälligkeitsdaten zu managen.
-
-
Wählen Sie CFDs, wenn...
-
...Sie mit kleinerem Startkapital oder sehr präzisen, kleinen Positionsgrößen (Mikro-CFDs) starten möchten, um das Risiko in absoluten Zahlen zu minimieren.
-
...Ihnen die größtmögliche Flexibilität beim Handel verschiedenster Basiswerte (insbesondere Einzelaktien, viele Kryptowährungen) von einer Plattform aus wichtig ist.
-
...Sie den Negativsaldoschutz und die Einfachheit des Tradings ohne feste Fälligkeiten bevorzugen.
-
...Sie die hohe Hebelwirkung nutzen möchten, sich aber der damit verbundenen Risiken bewusst sind und diese diszipliniert managen.
-