Das Richtige Startkapital für akzeptables Money-und Risikomanagement
Die Handelskontogröße
Der Hauptgrund, warum viele kapitalisierte Trading-Konten bei Trading-Anfängern oder aber auch durchaus fortgeschrittenen Tradern in relativ kurzer Zeit Schiffbruch erleiden, liegt meiner persönlichen Einschätzung nach in einer teils chronischen Unterkapitalisierung seitens der Trader.
Neben dem in der Gesellschaft oft vertretenden Grundsatz "bloß kein Geld einem Risiko auszusetzen" und mit möglichst kleinem Budget einen Nebenerwerb starten zu wollen, mit möglichst schnell und signifikant sichtbaren Ergebnissen, ist eine oft falsche Herangehensweise.
Richtig ist, dass ein unerfahrener und unter Druck hektisch agierender Trader ein selbst großes Tradingkonto von z.B. 100000 Euro in Kürze "vernichten" kann, wenn Gier und Panik, UND eine unkontrollierte Handelsstrategie geradezu in eine Handelsorgie abdriften.
Genauso kann ein Neuwagenbesitzer kurzerhand bei unsachgemäßer Fahrweise sein neu erstandenes Automobil schrotten.
ABER: Aus hinlänglicher Erfahrung kann ich aber sagen, dass zu kleine Konten, und eine beim Trader leicht entstehende überambitionierte Erwartungshaltung, mit dem Handel von derivativen Finanzinstrumenten messbare Einnahmen zu erzielen, oder, wie es oft heißt, "ein kleines Konto hochzuhandeln bzw. hochzutraden, schnell in einer Spirale der kontinuierlichen Kapitalvernichtung, denn Mehrung, münden können.
Durch dem Margin-Handel innewohnenden Fakt, dass pro Trading-Position Anteile des Kontokapitals für das reine Eingehen und Halten der Handels-Position durch den Broker geblockt werden, schrumpft ad hoc durch das Ausführen von Orders das dem Trader zur Verfügung stehende restliche Trading-Kapital, welches dann noch zum managen der Handels-Position übrig bleibt.
Seit der Margin-Anpassungen durch die ESMA (Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde) im Jahr 2018, werden Hebel von 200 oder 500, durch in der europäischen Union ansässige und regulierte Broker im Bereich der CFDs, nicht mehr angeboten bzw. dürfen nicht mehr angeboten werden.
Da beispielsweise für Aktien-Indizes für gewöhnlich Hebel von 20 gelten, muss also für einen CFD Kontrakt im Dow Jones eine Sicherheitsleistung ( Margin ), von etwa 2250 Euro hinterlegt werden ( Annahme: der Dow Jones steht bei 45000 Punkten) .
Im Forex Bereich liegt der größte Hebel zumeist bei 33, demnach ist für ein Lot im Währungspaar EUR/USD eine Margin von 3333 Euro zu hinterlegen. Die hier zugrundeliegende Wertigkeit bei einer Bewegung von einem Pip, also der vierten Nachkommastelle des Währungspaares, wären demnach 10 Euro.
Verändert sich der Preis des Währungspaares EUR/USD nun um einen Cent, also 100 Pips während eines Handelstages, was im Rahmen von Zinsentscheidungen oder Makro- und geopolitischen Verwerfungen (Trump-Zölle 2025) durchaus möglich ist und vorkommen kann, entspräche dies einer positiven oder negativen Kontostandveränderung von 1000 Euro.
Sind bei einem 10000 Euro Konto nun 3333 Euro geblockt, können Preisbewegungen beim Eingehen von einem Lot im Forex-Markt, die verbleibenden knapp 7000 Euro der Kontokapitalisierung also schon signifikant um 1000 Euro erhöhen oder entsprechend senken.
Nach gängiger Lehrbuchmeinung zum Thema Risikomanagement im Trading, wäre der Handel mit einem ganzen Lot bei der hier genannten Kontogröße auch nicht empfehlenswert, da ein potentieller Verlust von 1000 Euro bereits ein Gesamtrisikopotential von 10 % des Kontos bedeuten würde, seriöse Empfehlungen oft nicht über ein Risiko pro Trade von etwa 1,5% der Kontogröße nicht hinausgehen.
Bei Futures sieht die Sache mit dem Hebel hingegen etwas anders aus, je nach Broker können hier Mikro-Futures, welche meist für den Dow Jones eine Wertigkeit von 50 Cent Pro Punktbewegung besitzen, bereits ab 50 Euro bzw. Dollar Sicherheitsleistung gehandelt werden.
Das Handelsrisiko bleibt gleichwohl dasselbe. Geringere Marginanforderungen sind aber nicht per se schlecht, ermöglichen Sie doch Tradern eine höhere Flexibilität in der Diversifikation Ihrer Positionen, was bei richtigem Einsatz auch eine Risikominimierung und/ oder Risikostreuung, bedeuten kann.
Welche Mindest-Kapitalsumme ist nun die richtige?
Eine meiner Einschätzung und Erfahrung nach praktikable Handelskontogröße, sind 10000 Euro, Hiermit lassen sich Kursbewegungen von mehreren Hundert Punkten in den Indizes oder mehreren Hundert Pips in den Währungspaaren mit kleineren Lot-Größen (etwa 0,1 Lot, also einem Euro pro Pip Kursbewegung) akzeptabel managen, sodass für Trades genug "Luft" gelassen werden kann. Damit ist gemeint, dass ein gewisser Toleranzkorridor einer bestimmten Tradingposition zugestanden werden sollte.
Bei dem obigen Beispiel mit einem Lot im EUR/USD und einer Markbewegung von 100 Pips beim Handel mit einem Lot und einer Kontogröße von 5000 Euro, bleiben hier abzüglich der Margin noch knapp 2000 Euro für den eigentlichen Handel übrig, was früher oder später, je nach Erfahrung und Trefferquote des Traders, mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Reduzierung des Tradingkontos führen wird, weil das Restkapital einfach zu wenig Spielraum für Verlusttrades übrig lässt, oder auch zu wenig Freiraum zur Entfaltung von Trades, welche eventuell kurz nach Tradeeingang zunächst 30 Pips ins Minus laufen, um dann ins Plus zu drehen.
Erfolg und Misserfolg von Tradern oder Börsenaffinen Personen, die Ihr Kapital aktiv managen wollen, hängt also neben Ihren Kenntnissen und Ihrem Erfahrungsschatz signifikant von der zu Grunde liegenden Kontogröße ab, da die Aktienmärkte oder Währungsmärkte ein gewisses Grundrauschen beherbergen, was zu einer gewissen Amplitude der täglichen Kursausschläge führt, je nach Marktvolatilität und Finanzinstrument, mehr oder weniger stark.
Kontogröße im Schatten der Renditeerwartung
Sicherlich kann potentiell jeder Händler ein 2000 Euro Konto verdoppeln oder aus 10000 Euro bei gut antizipierter Marktlage einen Kontostand von 15000 Euro erreichen. Die eingeräumte Risikotoleranz bei den eingegangenen Trades, lassen wir einmal eine lange Haltedauer von mehreren Tagen mit kleinen Positionsgrößen außer acht, spielt aber im Erhalt des Tradingkontos eine wesentliche Rolle.
Selbst bei einem angenommenen positivem Erwartungswert der Handelsstrategie des Traders kommt es unweigerlich, je nach Tradingfrequenz zu Verlusttrades, gerade bei kleinen Konten, denn hier ist auf eine Verlustbegrenzung strikt zu achten, ansonsten sind etwa 5000 oder 10000 Euro schnell dezimiert.
Überrenditen sind sicherlich im Trading möglich, bei Tradinganfängern ohne klare Handelsstruktur, Handelsstrategie oder Nervenstärke beim Trading, dürften sich Gewinne und Verluste aber oftmals maximal die Wage halten.
Daher sollten vorab Renditeüberlegungen angestellt werden, um realistische Tradingerfolge einem geeigneten Risikomanagement unterzuordnen. Legt man, wie oft empfohlen, eine Renditeerwartung von 1% Gewinn auf die zu Grunde liegende Kontogröße von 10000 Euro an, währen dies, etwa im Monat oder in einer Woche, 100 Euro Gewinn. Möchte ein Trader nun maximal 2% der Kontogröße pro Trade riskieren, um etwa im Forex-Markt eine Schwankung von könnte er einen Trade mit 0,2 Lot im EUR/USD mit einem Puffer oder tolerierten Schwankung von 100 Pips, also einer ein Cent-Bewegung zulassen. Läuft der Trade 50 Pips in den Gewinn, so wären die 1% Rendite bereits erreicht.
Was ist mit einer höheren Kapitalisierung?
Aus meinen Erfahrungen im Rahmen des Handels mit Prop Trading Firmen, wo beispielsweise 200000 Euro Demokonten gekauft werden können, und hierbei eine Verlusttoleranz von 10% der initialen Kontogröße gestattet wird, also 20000 Euro, kann ich sagen, dass das Trading auf zwei Weisen "leichter" wird ( meine Meinung) .
Einerseits lassen solche Kontogrößen eine größere Schwankungsbreite der Märkte, bei immer noch überschaubarem Risiko zu ( 1% Risiko bei 200000 Euro sind 2000 Euro) , andererseits sinkt auch subjektiv der psychologische Druck beim handeln selbst, da in die "falsche Richtung" gehende, temporäre Kursbewegungen, erst einmal, je nach Positionsgröße, die hier geschilderte Verlustgrenze von 2000 Euro erreichen müssen, Dies währen bei 0,1 Lot im EUR/USD eine tolerierte Kursamplitude von 2000 Pips, also 20 Euro-Cent !!!.
Mit erhöhter Schwankungstoleranz steigt für gewöhnlich auch die Trefferquote im Handel selbst,
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass, überdachtes Risikomanagement vorausgesetzt, größer kapitalisierte Handelskonten einen stressfreieren, und potentiell erfolgsversprechenden Börsenhandel ermöglichen können.
Handelskontogrößen von 20000 Euro - 50000 Euro lassen daher meiner Einschätzung nach schon einen aktiven Börsenhandel zu, bei dem ein zufriedenstellendes Nebeneinkommen generiert werden kann.
Trader, die ausschließlich vom Handel mit Termingeschäften leben wollen, sollten Handelskontogrößen ab 100000 Euro in Ihre Kalkulation einbeziehen. Letztlich ist Trading aber eine höchst individuelle Angelegenheit, und ein profitabler Handel und Gewinnen von mehreren Tausend Euro pro Monat, ist je nach Erfahrung und Handelsstrategie von Day-Tradern mit unterschiedlichen Kontogrößen möglich.